HPV Impfleitlinie

Durch eine HPV-Impfung vermeidbare Krankheiten

Extragenitale HPV-Läsionen

 

Epidemiologie

Larynxpapillome

Die Larynxpapillomatose zeigt eine bimodale Altersverteilung mit einem ersten Häufigkeitsgipfel in den ersten 5 Lebensjahren und einem zweiten zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr [40]. Spitze Kondylome bei der Mutter sind ein Risikofaktor für Larynxpapillome beim Kind, und viele Beobachtungen sprechen für eine perinatale Virusübertragung. Verglichen mit der Prävalenz der HPV-Typen 6 oder 11 im Genitalbereich handelt es sich bei der juvenilen Larynxpapillomatose um eine seltene Erkrankung mit einer jährlichen Inzidenz um 2 von 100.000 [41]. 7 von 1000 Kindern, die von Müttern mit vaginalen Kondylomen geboren werden, entwickeln in Folge perinataler Ansteckung eine Larynxpapillomatose [42].

Kopf- und Halskarzinome

Die Rate für HPV-positive Karzinome wird für den gesamten Kopf-Hals-Bereich auf ca. 25% geschätzt. Eine Assoziation mit high-risk-HPV konnte insbesondere für Oropharynxkarzinome gezeigt werden, die ihren Ausgang von der Gaumen-oder Zungengrundtonsille nehmen und die in ca. 50% der Fälle HPV-DNA positiv sind [43]. In ca. 90% der HPV-positiven Tumoren ist HPV 16 zu finden [44]. Der Nachweis von HPV-16 L1 Antikörpern [45, 46] und der high-risk-HPV-DNA-Nachweis in Mundspülungen [47] konnte mit einem erhöhten Risiko für ein Oropharynxkarzinom assoziiert werden. In Kontrollkollektiven lag die Rate von HPV-positiven Mundspülungen bei 4,7% [44] bis 10,8% [47], allerdings sind bisher kaum Daten zum natürlichen Verlauf einer HPV-Infektion in der Mundhöhle oder Oropharynx bekannt. Fall-Kontroll-Studien legen sexuelle Risikofaktoren für das HPV-positive Oropharynxkarzinom nahe [45, 47].

Klinik

In extragenitalen HPV-Läsionen lassen sich zum Teil genitale HPV-Typen, aber auch sogenannte kutane HPV-Typen nachweisen. Ein extragenitaler Befall mit Kondylomen an der Mamille, in der Mundschleimhaut und am Larynx ist beispielsweise bekannt, kommt aber selten vor. Die beiden Formen der Larynxpapillomatose sind fast ausschließlich HPV 6/11-assoziiert. Maligne Entartungen sind extrem selten. Erwähnung finden müssen auch digitale, v. a. periunguale HPV 6, 11- bzw. HPV 16, 18-assoziierte warzenartige Effloreszenzen, diese sind v. a. bei immunsupprimierten Patienten zu beobachten. Sie werden histologisch häufig als Carcinoma in situ oder Stachelzellkarzinom eingestuft [38]. Kutane HPV-Typen sind mit den Krankheitsbildern der Verrucae vulgares, Verrucae plantares, Verrucar planae juvenilis und der Epidermodysplasia verruciformis (EV) assoziiert.
HPV-positive unterscheiden sich von HPV-negativen Oropharynxkarzinomen bezüglich klinisch-pathologischer Charakteristika, der Expression verschiedener Zell- Zyklusproteine, sowie genetischer Veränderungen und weisen eine günstigere Prognose auf, was deren Abgrenzung auch klinisch bedeutsam macht [48, 49].

Diagnostik

Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel klinisch durch Inspektion und je nach befallener Körperregion durch entsprechend ausgerüstete medizinische Fachdisziplinen. Gelegentlich sind histopathologische Befundsicherungen erforderlich, selten ist die HPV-Typanalyse notwendig, etwa bei Verdacht auf Vorliegen einer EV. HPV-positive Kopf-Hals-Karzinome können mittels p16- Immunhistologie und PCR in der Routinehistologie identifiziert werden [50].

Therapieoptionen

Die Therapie extragenitaler HPV-Läsionen unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der Therapie von Genitalwarzen: Neben ätzenden, kaustischen und schälenden Medikamenten werden lokale Zytostatika und Immuntherapeutika eingesetzt. Diesen konservativen Therapieansätzen stehen unterschiedliche chirurgische und thermische Behandlungsmethoden (Elektrochirurgie, Kryochirurgie und die Lasertherapie) gegenüber. Die Spontanremissionsraten sollen höher als bei Genitalwarzen sein [38]. Zukünftige Studien müssen zeigen, inwiefern die Therapie der Kopf-Hals-Karzinome nach dem HPV-Status stratifiziert werden muss.

 

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