HPV Impfleitlinie

UAW/Sicherheit

 

Sieben Studien, welche die Einschlusskriterien der Leitlinie erfüllten, erfassten die Rate der unerwünschten Nebenwirkungen der HPV-Vakzinierung. Dabei handelt es sich bei einer Studie um eine Nachbeobachtungsstudie. Alle sieben Studien wurden mit einem "Evidenz"grad A2 bewertet, damit ergibt sich ein "Evidenz"niveau 1.

Studien mit einem monovalenten Impfstoff (Gardasil® Basisstudie)

Koutsky et al. [63] untersuchten die monovalente HPV 16-Impfung in Bezug auf die Wirksamkeit und Sicherheit in einer multizentrischen Studie an einem Kollektiv von 2392 Frauen (16-23 Jahre) über einen mittleren Beobachtungszeitraum von 17.4 Monaten nach Vollendung der letzten Impfung (Monat 6). Die Inzidenz der Nebenwirkungen war dabei in beiden Gruppen (Vakzine und Plazebo) vergleichbar.
Die am häufigsten mit der Impfung assoziierten Nebenwirkungen waren Schmerzen an der Injektionsstelle. Diese wurden bei 86% der Frauen in der Vakzingruppe angegeben, im Vergleich dazu berichteten 82% der Frauen der Plazebogruppe über diese Nebenwirkung.
Impfassoziierte systemische Nebenwirkungen, am häufigsten erhöhte Temperatur, gaben 42% der Frauen der Vakzingruppe und 44% der Frauen der Kontrollgruppe an. Bei sieben Frauen kam es während der Studie zu einem nicht näher bezeichneten schweren unerwünschten Ereignis (Vakzingruppe: vier Frauen, Plazebogruppe: drei Frauen), wobei keines dieser Ereignisse von dem Studienarzt als im Zusammenhang mit der Injektion stehend angesehen wurde. Insgesamt brachen drei bzw. vier Frauen (jeweils 0,3% der Frauen in der Vakzin- bzw. Plazebogruppe) die Studie aufgrund von Nebenwirkungen ab, allerdings keine aufgrund des Auftretens schwerer unerwünschter Ereignisse.

Studien mit einem bivalenten Impfstoff (Cervarix®)

In der multizentrischen randomisierten doppelblinden Studie von Harper et al. [59] mit 1113 Frauen über 27 Monate gab es insgesamt vier Studienabbrecherinnen. Eine Frau aus der Vakzingruppe beendete die Studie aufgrund eines schweren unerwünschten Ereignisses (Spontanabort). Dieses wurde aber nicht als im Zusammenhang mit der Vakzinierung stehend angesehen. Die restlichen drei Studienabbrecherinnen, die aufgrund von nicht schwerwiegenden Ereignissen (nicht näher bezeichnet) austraten, kamen alle aus der Plazebogruppe. Die häufigste Nebenwirkung, die in einem Zeitraum von bis zu 30 Tagen nach Injektion angegeben wurde, war eine Lokalreaktion an der Injektionsstelle. Dabei gaben etwas mehr Frauen aus der Vakzingruppe diese Nebenwirkung an (94% Vakzingruppe, 88% Plazebogruppe). Folgende Reaktionen traten in einem Zeitraum von bis zu eine Woche nach Injektion in abnehmender Häufigkeit an der Injektionsstelle auf (Prozentzahlen jeweils Vakzingruppe im Vergleich zur Plazebogruppe): Schmerzen an der Einstichstelle (93%/87%), Schwellung (34%/21%) und Erythem (36%/24%). Alle diese Nebenwirkungen wurden überwiegend als mild beschrieben.
Die Inzidenz der systemischen Nebenwirkungen, die in einem Zeitraum von bis zu 30 Tagen nach Injektion angegeben wurde, war in beiden Gruppen vergleichbar (jeweils 86%). Die häufigste Nebenwirkung waren Kopfschmerzen, die 62% der Vakzingruppe sowie 61% der Plazebogruppe angaben. Die übrigen Nebenwirkungen, angegeben bis zu eine Woche nach Injektion, waren (Prozentzahlen jeweils Vakzingruppe im Vergleich zur Plazebogruppe): Ermüdung (58%/54%), gastrointestinale Symptome (34%/32%), Juckreiz (25%/20%), erhöhte Temperatur, definiert als >37,5 Grad Celsius oral (17%/14%) sowie das Auftreten eines Ausschlags (11%/10%). Die Werte der erhöht gemessenen Temperaturen lagen alle unter 39 Grad Celsius.
Insgesamt wurde über 41 schwerwiegende unerwünschte Ereignisse berichtet (22 in der Vakzingruppe, 19 in der Plazebogruppe), wobei keines als im Zusammenhang mit der Impfung gewertet wurde.
Harper et al [67] beobachteten 776 Frauen der Initialstudie bis zu 53 Monate nach. In dieser Nachbeobachtungsstudie berichteten mehr Frauen aus der Plazebogruppe als aus der Vakzingruppe über das Auftreten von mindestens einem unerwünschten Ereignis (22%/14%), wobei dieses nicht näher erläutert wird. Harper et al. [67] untersuchten insbesondere das Neuauftreten chronischer Erkrankungen, welche Störungen des Immunsystems, endokrinen Systems, Muskuloskeletalsystems, Atemwegserkrankung und nicht näher spezifizierte thorakale Beschwerden mit einschlossen. Hierüber berichteten 5% der Frauen aus der Plazebogruppe im Vergleich zu 3% der Frauen aus der Vakzingruppe. Die Anzahl der Frauen, die mindestens über ein schweres unerwünschtes Ereignis berichteten, war in beiden Gruppen vergleichbar (Vakzingruppe: 4%, Plazebogruppe: 5%). Dabei wurde keines dieser Ereignisse als mit der Impfung im Zusammenhang stehend oder nur als möglich zusammenhängend gewertet.

Paavonen et al. [65] untersuchten den bivalenten Impfstoff gegen die HPV-Typen 16 und 18 in der vorläufigen Analyse einer laufenden multizentrischen randomisierten kontrollierten Phase III Studie an 18644 Frauen im Alter von 15-25 Jahren. In dieser Studie, deren vorläufige Auswertung nach einem Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 14.8 Monaten erfolgte, waren die lokalen Nebenwirkungen der Vakzine in der HPV-Vakzingruppe häufiger als in der Kontrollgruppe. Dies waren in abnehmender Häufigkeit (Vakzingruppe vs. Kontrollgruppe): Schmerzen an der Einstichstelle (90% vs. 78%), Erythem (44% vs. 28%) sowie eine Schwellung (42% vs. 20%). Auch die Anzahl der impfstoffassoziierten sytemischen Nebenwirkungen war in der HPV-Vakzingruppe meist gering häufiger als in der Kontrollgruppe. Am häufigsten trat dabei eine Abgeschlagenheit (58% Vakzingruppe vs. 54% Plazebogruppe) auf, gefolgt von Kopfschmerzen (54% vs. 51%), Muskelschmerzen (52% vs. 45%), gastrointestinalen Beschwerden (28% vs. 27%), Gelenkschmerzen (21% vs. 18%), Fieber (12% vs.11%), Ausschlag (10% vs. 8%) sowie Urtikaria (10% vs. 8%). Die Anzahl der Frauen, bei denen im Rahmen dieser Studie das Auftreten einer neuen chronischen Erkrankung oder einer Autoimmunerkrankung festgestellt wurde war in beiden Gruppen etwa gleich (HPV-Vakzingruppe vs. Kontrollgruppe 1,5% vs. 1,7% bzw. 0,3% vs.0, 3%).

Studien mit einem tetraivalenten Impfstoff (Gardasil®)

Villa et al. [55] führten eine multizentrische Phase II Studie an insgesamt 552 Frauen im Alter von 16-23 Jahren mit dem tetravalenten Impfstoff gegen die HPV-Typen 6, 11, 16 und 18 durch. Der Beobachtungszeitraum lag bei durchschnittlich 30 Monaten. Es berichteten insgesamt 89% der Frauen der Vakzingruppe und 82% der Frauen der Plazebogruppe von unerwünschten Ereignissen, die als impfassoziiert gewertet wurden. Davon war die Mehrzahl lokal auf die Injektionsstelle beschränkt, wobei die Anzahl in der Vakzingruppe (86%) leicht höher war als die in der Plazebogruppe (77%). Dabei wurden Schmerzen an der Einstichstelle als häufigste lokale unerwünschte Nebenwirkung angegeben. Die Anzahl der impfassoziierten systemischen Nebenwirkungen, am häufigsten wurden Kopfschmerzen angegeben, betrug in der Vakzingruppe 38% im Vergleich zu 33% in der Plazebogruppe. Die weitaus größte Anzahl der Nebenwirkungen (94%) wurde als leicht oder mäßig in Bezug auf die Intensität beschrieben. Die Anzahl an schweren unerwünschten Ereignissen war in beiden Gruppen gleich niedrig (1%) und wurde jeweils als nicht im Zusammenhang mit der Impfung angesehen.

Garland et al. [62] führten eine multizentrische randomisierte kontrollierte Phase III Studie mit dem tetravalenten Impfstoff gegen die HPV-Typen 6, 11, 16 und 18 an 5455 Frauen im Alter von 16-24 Jahren durch.
Nach einem Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 36 Monaten berichteten insgesamt 87% der Frauen der Vakzingruppe sowie 77% der Frauen der Plazebogruppe von lokalen unerwünschten Ereignissen, die als impfassoziiert gewertet wurden. Dabei wurden Schmerzen an der Einstichstelle als häufigste lokale unerwünschte Nebenwirkung angegeben. Diese war bei den Frauen der Vakzingruppe (85%) häufiger als bei denen der Plazebogruppe (75%). Auch die Anzahl der Frauen, die über andere lokale Nebenwirkungen berichteten war in der Vakzingruppe höher (Vakzingruppe vs. Plazebogruppe, in Prozent): Schwellung an der Einstichstelle 26% vs. 15%, Erythem 25% vs. 17% sowie Juckreiz 4% vs. 3%. Die Anzahl der Frauen, die systemische Nebenwirkungen angaben, welche als impfassoziiert gewertet wurden (am häufigsten traten eine erhöhte Temperatur oder Fieber auf) war in beiden Gruppen annähernd gleich (Vakzingruppe 65% im Vergleich zu 64% in der Plazebogruppe).

Eine Frau in der Vakzingruppe berichtete über ein schweres unerwünschtes Ereignis (Bronchospasmus), das als im Zusammenhang mit der Impfung stehend gesehen wurde, in der Plazebogruppe trat kein solches Ereignis auf. Es kam weder in der Vakzingruppe noch in der Plazebogruppe zum Studienabbruch aufgrund eines unerwünschten Ereignisses.

In der Studie der FUTURE II Study Group [21] wurden 12167 Frauen in einer multizentrischen randomisierten kontrollierten Studie über eine Zeitraum von durchschnittlich 36 Monaten hinsichtlich der Wirksamkeit der tetravalenten Vakzine untersucht. Dabei berichteten mehr Frauen der Vakzingruppe als der Plazebogruppe über mindestens ein lokales unerwünschtes Ereignis (84% vs. 78%). Schmerzen an der Injektionsstelle wurden mit Abstand am häufigsten angegeben (83% vs. 76%). Schwere unerwünschte Ereignisse, welches als im Zusammenhang mit der Impfung gesehen wurde, betrafen drei Frauen der Vakzingruppe sowie zwei Frauen der Plazebogruppe. Bei den Frauen der Vakzingruppe waren dies zusammenfassend eine Gastroenteritis, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Schmerzen an der Injektionsstelle sowie eine eingeschränkte Beweglichkeit von Gelenken an der Injektionsstelle. In der Plazebogruppe waren es: eine Hypersensitivität gegenüber der Injektion, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Fieber. Es brach nur eine Frau die Studie deswegen ab. Diese Probandin war der Plazebogruppe zuzuordnen.

 

Nebenwirkungen, nicht "evidenz"basierter Abschnitt

Unerwünschte Nebenwirkungen sind bei Arzneimitteln und vor allem bei prophylaktischen Impfstoffen, die an meist junge gesunde Personen verabreicht werden, ein Hauptkriterium der Zulassung. Daher haben die Studienzentralen und die nationalen und internationalen Zulassungsbehörden auf die Bewertung der Nebenwirkungen ein besonderes Gewicht gelegt. Die übereinstimmende Einschätzung der die HPV-Impfung zulassenden und empfehlenden Stellen ist, dass die Impfstoffe ein hervorragendes Sicherheitsprofil und eine geringe Nebenwirkungsrate aufweisen. Es wurde festgestellt, dass die Methodik und die Auswertungen zur Sicherheitsanalyse anerkannt und angemessen waren [54, 82]. In den bisher durchgeführten Studien brachen nur sehr wenige Probandinnen (0,2%) die Studienteilnahme aufgrund von Nebenwirkungen ab. Diese Abbrüche gab es in beiden Studienarmen und die Anzahl war vergleichbar zwischen Verum und Placebo. Schwerwiegende Nebenreaktionen, die definitiv durch die Impfstoffe ausgelöst wurden, sind nicht beobachtet worden. Es traten impftypische akute lokale und systemische Reaktionen auf, die als mild bis mittelschwer bezeichnet wurden und nur vorübergehend (<3 Tage) anhielten.

Lokale Nebenwirkungen

Lokale Nebenwirkungen an der Einstichstelle waren Schmerz, Rötung und Schwellung und sehr häufig, d.h. in über 10% der Probandinnen, zu beobachten. Juckreiz und Blutung waren häufig und bei 1-10% zu beobachten. Lokale Nebenreaktionen wurden in Impfstoffempfängerinnen häufiger und mit höherem Schweregrad als in Placeboempfängerinnen registriert. Dies wird durch eine spezifische Reaktion gegen das Antigen erklärt. Eine Antigen-spezifische Reaktion kann bei Folgeimpfungen zur Komplettierung des Impfzyklus und bei Auffrischungsimpfungen stärker ausfallen als bei einer Erstimmunisierung.

Systemische Nebenwirkungen

Systemische Nebenreaktionen waren Fieber, Kopfschmerz und Übelkeit. Eine Körpertemperatur über 37,8 Grad Celsius war bei etwa 10% und über 38,9 Grad Celsius bei ca. 1% der Probandinnen messbar. Die Nebenwirkungsraten unterscheiden sich nicht signifikant zwischen Verum und Placeboempfängern. In einer Brückenstudie zum Nachweis vergleichbarer Immunogenität und Reaktivität des tetravalenten Impfstoffs wurden auch die Nebenwirkungen bei Kindern/Jugendlichen mit denen bei jungen Frauen verglichen [56]. Bei Kindern (10 bis 15 Jahre) sind die systemischen Nebenwirkungen als signifikant häufiger und etwas schwerer als bei den jungen erwachsenen Frauen (16 bis 23 Jahre) beschrieben. Dies entspricht einer natürlichen höheren Reaktivität und beschränkte sich auf Fieber (>37,8 GradC, <39,9 GradC). Interessanterweise sind die induzierten Antikörpertiter bei den 10-15 jährigen Mädchen bzw. Jungen 1,7 und 2,7 fach höher als bei den jungen Frauen. In dieser Studie wurden 11 Teilnehmerinnen schwanger und von 8 Schwangerschaften ist der Ausgang bekannt (6 normale Verläufe, 1 Spontanabort und ein elektiver Abbruch).
Die Nebenwirkungen bei älteren Frauen werden als weniger problematisch wahrgenommen. [83]. Generell sind die Nebenwirkungen als klinisch nicht relevant einzuschätzen.
Die Daten dieser Brückenstudien sprechen für eine vergleichbare Sicherheit und Immunogenität bei Impfung im Altersspektrum von 10-55 Jahren. Daher ist eine Impfung im empfohlenen Altersspektrum von 12-17 Jahren empfohlen. Dafür spricht das geringe Risiko einer bereits erfolgten HPV-Infektion, höhere Immunogenität und vergleichbare Verträglichkeit sowie die Erreichbarkeit der Zielgruppe. Für eine Impfung im Alter über 17 Jahre gibt es keine Kontraindikation. Der individuelle Nutzen muss aber im Einzelfall besprochen werden.

Schwerwiegende Nebenwirkungen

Einzelne Fälle (<0,1/1000) von möglicherweise impfbezogenen schwerwiegenden Nebenwirkungen wurden registriert, wozu Fälle von Bronchospasmus, Gastroenteritis, Kopfschmerz mit Bluthochdruck sowie vaginale Blutung gehörten. Aufgrund der geringen Anzahl kann keine Aussage zur Häufung nach Impfung gemacht werden. Erst große Phase IV Anwendungsstudien werden einen Zusammenhang solcher Ereignisse mit der Impfung belegen oder ausschließen können. Es traten keine Todesfälle in den Studien auf, die in Zusammenhang mit der Impfung zu bringen waren.
Bisher reicht die Beobachtungszeit nach Impfung über maximal 5 Jahre. In diesem Zeitraum wurde in den verschiedenen Phase II und III Studien keine Zunahme der Häufigkeit neu auftretender Autoimmunerkrankungen in den Studienarmen beobachtet. Zwischen den Studienarmen wurde kein statistisch signifikanter Unterschied gefunden. Das zahlenmäßig etwas höhere Auftreten von möglichen Autoimmunerkrankungen wie z.B. Arthritis in der Impfstoffgruppe ist innerhalb der Schwankungsbreite der natürlichen Fallzahlen.
Dem internetbasierten US-amerikanischen Meldesystem VAERS („Vaccine Adverse Event Reporting System“) wurden zwischen Juni 2006 und Oktober 2007 fast 3.500 potentielle Nebenwirkungen nach Gardasil gemeldet, davon wurden 347 als ernst eingestuft. Es traten zeitlich assoziiert mit der Gardasilimpfung drei Todesfälle auf. Es war jedoch kein Kausalzusammenhang mit der Impfung festzustellen, vielmehr fanden sich andere Ursachen (2x Thrombembolien unter oralen Kontrazeptiva und 1x Myokarditis). Die bisherigen Analysen durch das „Center for Disease Control“ (CDC) und der amerikanischen Zulassungsbehörde „Federal Drug Association“ (FDA) ergaben keine Häufung von bestimmten Erkrankungen oder Komplikationen, so dass der HPV-Impfstoff weiterhin als sehr sicher und verträglich eingestuft wird.

Seit der Einführung der HPV-Impfung in Europa wurden zwei Todesfälle bekannt, die im zeitlichen Zusammenhang mit der Gardasil-Impfung in Deutschland und in Österreich auftraten. Bei dem einen Fall in Deutschland handelte es sich um eine 18- jährige Frau, die einen Tag nach der zweiten Gabe von Gardasil leblos aufgefunden wurde. In der Obduktion ergab sich keine eindeutige Todesursache. Beim zweiten Fall einer 19-jährigen Frau in Österreich lag die Verabreichung der ersten Dosis Gardasil drei Wochen zurück. Auch bei diesem Fall ergab die Obduktion – bis auf eine Bronchitis – keinen auffälligen Befund in der Obduktion. Sowohl die deutschen Behörden (Paul-Ehrlich-Institut), der österreichische Impfausschuss der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde wie auch die europäische Zulassungsbehörde EMEA (European Medicine Agency) sahen keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Verabfolgung der HPV-Impfung und dem Tod der beiden jungen Frauen. Laut Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes tritt jährlich ein ungeklärter Todesfall pro 100.000 bei 15- bis 20-jährigen Frauen auf. In Deutschland waren dies im Jahr 2006 22 Fälle auf 2,3 Millionen Mädchen, also ein ungeklärter Todesfall ungefähr alle zwei Wochen. Berücksichtigt man, dass in 2007 bis zu 40% dieser Mädchen mit Gardasil® geimpft wurden, so kann ein zufälliges Zusammentreffen unabhängiger Ereignisse vermutet werden.
Auf der Grundlage der bisher verfügbaren "Evidenz" gibt es bisher keine Hinweise, die ein erhöhtes gesundheitliches Risiko der HPV-Impfung derzeit erkennen lassen. Diese Erkenntnis basiert auf dem Verkauf von rund 2,2 Mio. Impfdosen in Deutschland und Österreich und deckt sich mit dem bisherigen Informationsstand aus den USA und anderer Länder, welche die Impfung bisher implementiert haben. Die Impfstoffe erwiesen sich als so effektiv, dass das für die Überwachung der Studien zuständige unabhängige Expertengremium (Data Safety and Monitoring Board) frühzeitig aus ethischen Gründen dringend empfahl, den mit Placebo geimpften Studienteilnehmerinnen ebenfalls die Impfung anzubieten. Basierend auf diesen sehr positiven Resultaten haben bis jetzt weltweit mehr als 80 Länder, u.a. die Länder der Europäischen Union und die USA, die Impfstoffe Gardasil® und zum Teil auch Cervarix® zugelassen.
In der Diskussion um Impfungen steht auch immer wieder die Sorge um Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose (MS), Guillain-Barre-Syndrom u.a. Auch bei der HPV-Impfung wurden Einzelfälle von Polyneuropathie und unklaren strabologische Komplikationen im zeitlichen Zusammenhang von Medien berichtet. In den Phase III Studien beider Impfstoffe ergaben sich keine erhöhten Inzidenzen im Vergleich zum Placebo. Auch bei der Hepatitis-B Impfung wurde nach initialen Berichten mehrere epidemiologische Studien veröffentlicht, die keinen Zusammenhang zwischen MS und der Impfung herstellen konnten. Eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse wies eher auf einen potentiell schützenden Effekt vor einer MS durch die Tetanus-Impfung hin mit einer mittleren Odds Ratio von 0,67 (95% Konfidenzintervall (CI) 0,55 -0,81) [84], d.h. ein signifikant um ein Drittel reduziertes Risiko.

Die Überwachung und auch Erfassung von potentiellen Nebenwirkungen ist wichtig. Das HPV Management Forum empfiehlt aber in vollem Einklang mit der Europäischen Arzneimittelzulassungsbehörde, dem Paul-Ehrlich-Institut wie auch dem amerikanischen Center for Disease Control zum gegenwärtigen Zeitpunkt die uneingeschränkte Durchführung der HPV-Impfung. Vor Panikmache wird ausdrücklich gewarnt. Aufgrund der bereits erreichten Impfraten ist statistisch mit ungeklärten Todesfällen und auch Autoimmunerkrankungen im zeitlichen, aber nicht ursächlichem Zusammenhang mit der Impfung zu rechnen. Bereits begonnene Impfserien sollten entsprechend den Fachinformationen der Impfstoffe unbedingt beendet werden und der Einsatz der HPV-Impfung sollte wie bisher ein relevanter Bestandteil der Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs bleiben.

Impfung bei bestehender HPV-Infektion oder Dysplasien

In den bisher durchgeführten Studien wurden keine Hinweise auf einen negativen Effekt der Impfung auf die Entwicklung und den Verlauf von HPV-Infektionen und Dysplasien beschrieben. Allerdings zeigte die Impfung bereits Infizierter bzw. von Frauen mit Dysplasien keinerlei Wirksamkeit.

Impfung in Schwangerschaft und Stillzeit

Die HPV-Impfung wird vor allem bei jungen Frauen angewendet, die eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft haben. Obwohl es keine theoretischen Bedenken oder experimentellen Daten zu einer Gefährdung von Mutter und Kind präund postnatal gibt, wurden die Ergebnisse von Schwangerschaften, die spontan in den Studien auftraten analysiert. Es wurden keine Hinweise auf eine mangelndeSicherheit bei der Impfstoffanwendung an schwangeren Frauen gefunden. Die Rate der Schwangerschaften mit einer kongenitalen Anomalie betrug 3-4% und war damit niedrig und im Rahmen der Häufigkeit wie in Überwachungsregistern angegeben. Die Zahl der Spontanaborte, Frühgeburtlichkeit und Kaiserschnitte war vergleichbar in den beiden Studienarmen. Die bisherigen Studien waren aber nicht ausgerichtet auf die Untersuchung der Impfung bei Schwangeren. Daher wird bis zum Beweis einer Unbedenklichkeit in Phase IV Studien die Impfung während der Schwangerschaft in Deutschland nicht empfohlen. Eine Impfung während der Stillzeit führte weder bei der Mutter noch beim Kind zu schwerwiegenden impfinduzierten Nebenwirkungen. Während der Stillzeit kann die HPV-Impfung verabreicht werden.

Überdosierungen und nicht eingehaltene Impfabstände

Weder Personen, die eine geringere Dosis noch jene, die eine höhere Dosis erhielten, zeigten ein deutlich verändertes Nebenwirkungsprofil [60]. Eine Abweichung von dem Impfschema mit einer Verlängerung der Impfabstände zeigte ebenfalls keinen Einfluss auf das Nebenwirkungsspektrum.

 

Es ist wichtig im Rahmen der Anwendung der Impfung auf Nebenwirkungen zu achten und sie den Herstellern und/oder zentralen Einrichtungen (z.B. STIKO, AkdÄ) zu melden, damit auch seltene Ereignisse registriert werden.

 

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