HPV Impfleitlinie

Patientenfragen

- Was ist / sind die Zielgruppe/n der HPV-Impfung?

- Sollen Männer geimpft werden?

- Gibt es Empfehlungen für Frauen außerhalb der STIKO-Empfehlung?

- Wird vom HPV-Management-Forum eine HPV-Impfung für Frauen empfohlen?

- Können HIV-positive Patientinnen mit multiplen Läsionen geimpft werden?

- Sollen Beschäftigte im OP-Bereich geimpft werden, da sie beim Lasern oder Elektrokoagulieren von HPV-haltigen Geweben über die entstehenden Rauchgase aerogen gefährdet sein könnten?

 - Soll vor der Impfung auf HPV getestet werden?

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Was ist / sind die Zielgruppe/n der HPV-Impfung?

Die bisher durchgeführten und veröffentlichten klinischen Studien zur Effektivität des Impfstoffs, also zur Verhinderung von HPV Infektionen und Erkrankungen wurden an Frauen zwischen 15 und 25 Jahren durchgeführt. Darüber hinaus laufen Studien mit gesunden 9-15 jährigen Jugendlichen, Jungen und Männern sowie Frauen bis 55 Jahre.
Zurzeit kann die Impfung zur Prophylaxe einer CIN, VIN/VAIN sowie von Genitalwarzen für Mädchen/Frauen zwischen 9 und 17 Jahren empfohlen werden. Sie sollte möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr vollständig (d.h. mit drei Dosen) abgeschlossen sein.

Für einen frühen Beginn sprechen:

- geringeres Risiko einer bereits erfolgten HPV-Exposition (Kohabitarche)

- höhere Immunogenität bei Jüngeren sowie kein Hinweis auf schlechtere Verträglichkeit

- Erreichbarkeit der Zielgruppe (Impfschemakompatibilität)

Mit steigendem Alter bzw. der Anzahl und dem Sexualverhalten der Partner erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer HPV-Infektion, damit verringert sich der erwartete Nutzen der Impfung.
Daher sollte bei Mädchen/Frauen über 17 Jahre in einem individuellen Gespräch die Nutzen-Risiko-Kosten Abwägung diskutiert werden und auf dieser Basis eine Entscheidungsfindung erfolgen. Eine eindeutige und allgemeine Empfehlung kann für diese Gruppe nicht gegeben werden.

 

 

 

Sollen Männer geimpft werden?

Die Impfung ist bei Männern immunogen und sicher, ob sie schützt ist aber noch nicht gezeigt. Hierzu braucht es weitere Studien. Daher kann für Jungen/Männer die Impfung zurzeit nicht empfohlen werden

 

 

Gibt es Empfehlungen für Frauen außerhalb der STIKO-Empfehlung?

Die Empfehlungen dieser Leitlinie liegen teilweise außerhalb der STIKO-Empfehlung, die eine Vakzinierung aller Mädchen im Alter von 12-17 Jahren empfiehlt. Dies betrifft vor allem das Alter an dem die Vakzinierung begonnen werden kann; die Empfehlung ist eine Impfung ab einem Alter von neun Jahren. Die Leitlinie verweist auch auf einen möglichen Nutzen der Impfung älterer Mädchen, basierend auf einer individuellen Nutzen-Kosten-Risiko-Abwägung (näheres siehe Frage eins sowie Kapitel 5.2 der Leitlinie). Darüber hinaus nimmt die Leitlinie zu einem größeren Spektrum an Erkrankungen Stellung. Dies betrifft vor allem die VIN und VAIN sowie die Genitalwarzen (siehe Kapitel 5.3 und 5.4. der Leitlinie).

 

 

Wird vom HPV-Management-Forum eine HPV-Impfung für Frauen empfohlen:

- mit bestehender Infektion?

- mit bereits diagnostiziertem Gebärmutterhalskrebs?

- vor Organtransplantation und mit positivem HPV-Nachweis?

- nach überstandener HPV- Infektion?

- nach Therapie einer höhergradigen Dysplasie (CIN) zum Schutz vor Reinfektion?

Der Impfstoff wirkt ausschließlich vorbeugend, d.h. er verhindert die erste Infektion mit humanen Papillomviren und schützt dadurch vor der Entstehung von Krebszellen. Die HPV-Impfung hat bei bestehender Infektion nachgewiesener Maßen keinen therapeutischen Effekt. Hinsichtlich der Prävention einer Reinfektion liegen keine Daten vor. Hier sollten geeignete Studien zur Validität, Praktikabilität und Kosteneffizienz z.B. bei Frauen, die frisch operiert und bei denen eine Krebsvorstufe vollständig im Gesunden exzidiert wurde, durchgeführt werden. Da die HPV-Impfung eine Infektion mit einem anderen im Impfstoff enthaltenen Virustyp vermeiden kann, ist gleichwohl eine individuelle Risikobeurteilung gemäß Kapitel 5.2 der Leitlinie zu empfehlen. Therapeutische Impfstoffe sind in Entwicklung, aber es wurde kein eindeutiger Effekt gezeigt. Hier sind die Ergebnisse hinsichtlich der Entwicklung neuerer Impfstoffe abzuwarten.

 

 

Können HIV-positive Patientinnen mit multiplen Läsionen geimpft werden?

Der Impfstoff wirkt ausschließlich vorbeugend, d.h. er verhindert die erste Infektion mit humanen Papillomviren und schützt dadurch vor der Entstehung von Krebszellen. Zur Behandlung bereits bestehender CIN oder ICC ist eine Impfung nutzlos.
AIN und Analkarzinom sind ein besonderes klinisches Problem bei HIV-infizierten Männern mit gleichgeschlechtlichen Kontakten. Angesichts der Häufigkeit von AIN2/3 bei diesen Patienten sollte die Wirksamkeit der prophylaktischen HPV-Vakzine in geeigneten klinischen Studien untersucht werden.

 

 

Sollen Beschäftigte im OP-Bereich geimpft werden, da sie beim Lasern oder Elektrokoagulieren von HPV-haltigen Geweben über die entstehenden Rauchgase aerogen gefährdet sein könnten?

Ein allgemeines Impfangebot ist beim gegenwärtigen Wissensstand für Laserchirurginnen und Laserchirurgen oder OP-Krankenschwestern derzeit nicht begründet, da ein allgemein erhöhtes Risiko für eine HPV-Infektion bei Laserbehandlung von Papillomvirus induzierten Tumoren durch HPV im Laserrauch nicht belegt ist [85]. Experimente von Sawchuk et al. (1989) [86] zeigten, dass eine chirurgische Maske praktisch sämtliches Virus aus dem Dampf entfernt. Das Tragen solcher Masken wird heute für Patient, Therapeut und Hilfspersonal allgemein empfohlen [87]. Unter Einhaltung dieser Prophylaxemaßnahme ist die Gefährdung medizinischen Personals in Übereinstimmung mit der Literaturlage als sehr gering einzuschätzen. Des Weiteren ist eine Effizienz der HPV-Vakzine zur Prophylaxe von Larynxpapillomen in Folge iatrogener Infektionen nicht belegt, und solche Daten sind bei der geschilderten Risikolage auch nicht zu erwarten.

 

 

Soll vor der Impfung auf HPV getestet werden?

Eine HPV-Testung zur Entscheidungsfindung vor einer Impfung ist gegenwärtig aufgrund des Fehlens geeigneter Testsysteme und mangelnder praktischer Konsequenzen nicht indiziert.

Näheres siehe
Testverfahren zum HPV-Nachweis