Einführung
Ziele der Leitlinie
Diese Leitlinie richtet sich an Ärzte aller medizinischer
Fachrichtungen in Klinik und Praxis, die an der Impfung zur Prophylaxe
HPV-induzierter Anogenitalneoplasien beteiligt sind. Darüber hinaus
soll sie Kostenträgern und politischen Entscheidungsträgern zur Orientierung
dienen. Eine für Patienten bearbeitete Version der Leitlinie ist geplant.
Für die HPV-Impfung liegt eine Empfehlung der ständigen Impfkommission
(STIKO) vor. Basierend auf den Studiendaten zur Wirksamkeit der HPV-Impfstoffe
bei der Prävention von Krebsvorstufen von Zervix, Vagina und Vulva empfiehlt
die STIKO die Impfung bei Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren (siehe
Volltextversion im Anhang).Die vorliegende Leitlinie steht nicht im
Widerspruch zu dieser Empfehlung sondern stellt eine umfassende Ergänzung
dar, die Hilfestellungen bei der Einführung eines völlig neuartigen
Impfkonzepts in ein bestehendes, sehr komplexes Vorsorgeprogramm geben
soll. Das in Deutschland seit Jahrzehnten bestehende Vorsorgekonzept
zur rechtzeitigen Erkennung von Präneoplasien der Zervix uteri mit jährlichem
Pap-Abstrich bietet bereits jetzt für Teilnehmerinnen einen signifikanten
Schutz vor der Erkrankung am Zervixkarzinom. Die Leitlinie soll eine
optimale Einfügung der HPV-Impfungen in ein neues Gesamtkonzept zur
Prävention HPVinduzierter Tumoren ermöglichen. Dies umfasst sinnvolle
Änderungen des Ablaufs der Vorsorge bei geimpften Frauen ebenso wie
den möglichen Einsatz der Impfung bei älteren Risikopatientinnen. Relevante
Punkte, die von der Impfung berührt werden, zu denen die STIKO Empfehlung
aber keine Aussage macht, sind zum Beispiel die optimale Organisation
der Vorsorge bei geimpften Personen, der Stellenwert der Impfung nach
Therapie von Neoplasien und der Wert der HPVTestung vor oder nach Impfung.
Die Indikation zur Impfung bei Frauen außerhalb der empfohlenen Altersgruppe
stellt die STIKO in die Verantwortung des betreuenden Arztes. Auch in
diesem Punkt sollen Leitlinie und Patientenleitlinie allen Verantwortlichen
und Betroffenen Orientierung und Sicherheit geben. Aber auch außerhalb
des Bereichs der Krebsvorsorge deckt die STIKO Empfehlung wesentliche
Aspekte der HPV-Impfung nicht ab, so z.B. die Auswirkung auf die Erkrankung
an Kondylomen, extragenitale Krankheitsbilder und die Impfung von Männern.
Ein weiteres Ziel der Leitlinie ist es, die Erforschung HPV-assoziierter
Erkrankungen zu optimieren, indem besonders dringliche Fragestellungen
interdisziplinär definiert und geeignete Forschungsprojekte zur Erlangung
ausreichender "Evidenz" vorgeschlagen werden.
Diese Leitlinie wird angesichts der rasant wachsenden Erkenntnisse und
Fortschritte im Bereich der HPV-Vakzinierung in kurzen Intervallen aktualisiert
werden, um stets allen Disziplinen auf den aktuellen Daten basierte
Entscheidungshilfen zu bieten. Dies gilt ganz besonders für die patientenspezifischen
Empfehlungen. Ein besonderer Schwerpunkt ist daher auch die Aufnahme
von im Konsens beantworteten Patientenfragen in die Leitlinie.
weiter:
1.3 Hinweise zur Anwendung der Leitlinie
1.4 Methodik